Die Baugeschichte der sächsischen Metropole hat eine lange Tradition. Seitdem hat so manche Stilepoche ihre Spuren im Leipziger Stadtbild hinterlassen: Von Gründerzeit und Jugendstil über schmucklosen Wohnungsbau der 1960er-Jahre und Industriearchitektur bis hin zur Moderne zeigt die Stadt heute ein breites Spektrum an Einflüssen. Mit der neuen Messe, dem Paulinum und dem BMW-Werk zeigen wir drei architektonische Highlights, die für Tradition, Moderne und Innovation in Leipzig stehen.
Jahr der Eröffnung: 1996
Architekten: von Gerkan, Marg und Partner
Das fällt auf: Kurze Bauzeit, kostengünstige Planung – und dazu eine anspruchsvolle Architektur. Die neue Messe steht beispielhaft für eine erfolgreiche Bauplanung inmitten des Aufbauwerkes Ost und strahlt dabei so viel Symbolkraft aus, dass sie in nur kurzer Zeit zum Markenzeichen der Stadt avancierte. Herzstück der Messe ist die von dem Hamburger Architekten Marg gemeinsam mit dem Engländer Ian Richie entworfene Glashalle: Ihr gewaltiger Bogenschwung verkörpert einen Neubeginn auf dem Boden des geschichtsträchtigen Leipziger Handelsplatzes. Die großzügigen Dimensionen und die Transparenz des Stahl-Glas-Baus gewähren der Außenwelt offene Einblicke in die Geschäftigkeit der Stadt.
Jahr der Eröffnung: 2017
Architekt: Erick van Egeraat
Das fällt auf: Als „Eine Kirche für die, die eine Kirche wollen und eine Aula für die, die eine in die Zukunft gerichtete Universität anstreben“ beschrieb der niederländische Architekt Erick van Egeraat sein bislang schwierigstes Projekt. Das 2017 fertiggestellte Paulinum ist eine Neuinterpretation der 1968 gesprengten Universitätskirche St. Pauli aus Stahl, Beton und Glas – und vollendet gemeinsam mit Bibliothek und Mensa den neuen Campus. Der neue Bau erinnert, gestaltet, und gibt dabei nicht nur sakraler Kunst, sondern auch wissenschaftlicher Geradlinigkeit einen Raum. Im Inneren ist unter gotischem Netzgewölbe und zwischen gläsernen Pfeilern eine 16 Meter hohe, transparente Schiebewand installiert, die Andacht und akademische Aula dezent voneinander trennen kann. Die Fassade greift in ihrem Wechselspiel aus Kalkstein und vertikalen Fensterlisenen die Umrisse der Kirche auf. Mit dem leicht versetzten Rosettenfenster verarbeitet die Architektur den für die Leipziger so schmerzhaften Moment der Sprengung.
Jahr der Eröffnung: 2005
Architekten: Zaha Hadid Architects
Das fällt auf: Hier ist alles im Fluss. Wie ein Wal windet sich das BMW-Werk in langgezogener Zickzackform über das Werksgelände – das Zentralgebäude als Herzstück der Produktion fest zwischen den Werkshallen verankert. Bezeichnend für den Bau sind die rautenförmigen Raumzuschnitte, die springenden Fenster und die schrägen Streben, die dem Innenraum zu so unterschiedlichen Fliehrichtungen verhelfen. Von terrassenförmig ansteigenden Büroflächen können die Mitarbeiter zusehen, wie auf Förderbändern zwischen Karosseriepresse und Lackiererei die Autos durch das Herz des Werkes gleiten. Das Zusammenspiel spiegelt so die dynamischen Ströme von Menschen und Materialien im Produktionsprozess wider und ermutigt zu Offenheit, Weitsicht, Kommunikation und Transparenz.